Schloss Clemenswerth ist bevölkert von einer kaum zählbaren Schar von Tieren. Die kommende Ausstellung nimmt die Bestimmung des Ortes als Jagdschloss und das Clemenswerther-Bildprogramm zum Anlass, um das Mensch–Tier–Verhältnis und den Wandel seit dem 18. Jahrhundert sichtbar zu machen.
Was zeigen die Skulpturen, Stuckarbeiten und Gemälde, wer und was steht dahinter? Erstmals stellt eine Ausstellung die Künstler des 18. Jahrhunderts in den Fokus, die den zentralen Pavillon zu einer „Eremitage der Jagd“ gemacht haben. Konkret geht es um Johann Christoph Manskirch, einer der besten kurkölnischen Hofbildhauer, über die der Bauherr Clemens August verfügte. Die Tessiner Stuckateure Carlo Antonio und Domenico Castelli fertigten zusammen mit dem Hofbildhauer Carlo Pietro Morsegno den Wandschmuck der Innenräume. Im Treppenhaus zeigen Wandmalereien des Münsteraners Johann Anton Kappers den Verlauf der fürstlichen Parforcejagd.
Das Thema der Jagd steht im Mittelpunkt der Kunst am und im Gebäude. Besonders der Kurfürst steht im Fokus, der nicht nur der kühnste Jäger, sondern im übergeordneten Sinne, der Herr über das Schicksal der Tierwelt ist. Die Göttin Diana ist im Vestibül als seine wohlwollende Begleiterin dargestellt, was einmal mehr das absolutistische Selbstbild des „Herren über fünf Kirchen" unterstreicht.
Zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler haben einen anderen Blick auf unser natürliches Gegenüber. Hellen van Meene und Charlotte Dumas betonen eine Art inneres Gleichgewicht zwischen Mensch und Tier, welches im krassen Gegensatz zu den Vorstellungen des 18. Jahrhunderts steht.
Eine Art Umkehrung dieses Verständnisses zeigt die Arbeit der spanischen Künstlerin Greta Alfaro In Ictu Oculi oder das Video Little Red Riding Hood von Julia Charlotte Richter. Sie spielen mit der tradierten Angst vor der Wildheit der Natur. Dagegen erlaubt Johannes Gramm durch seine Tarzan-Skulptur, die formal ein Megafon ist, selbst die Stimme für oder in der Natur zu erheben.
Darüber hinaus zeigt die Ausstellung, welche Tradition sich fortgeschrieben hat, und stellt die Schleppjagd als lebendiges Relikt des 18. Jahrhunderts vor. Wie das aussieht, zeigen die Fotografien von Anika Börries und was das heißt wird im Interview mit Markus Lager vom Reit und Fahrverein Sögel und Irmgard Sievers vom Verein der Cappenberger Meute vorgestellt.
John Berger argumentierte in seinem Essay "Warum sehen wir Tiere an?", dass der Blick auf Tiere zum Spiegel menschlicher Selbstvergewisserung wird. So ist die aktuelle Ausstellung auch keine Tierausstellung, sondern eine die den Menschen ins Visier nimmt, der sich ein Bild vom Tier macht.
Eröffnung: 18. September 2025, 18 Uhr
Laufzeit: 19. September – 14. Dezember 2025
Öffnungszeiten: bis 2. November Di bis So 11 – 17 Uhr
4. November – 14. Dezember Fr bis So 11-17 Uhr und nach Voranmeldung
Titelbild: Hellen van Meene, Untitled (#395), 2012 © Hellen van Meene
Anmeldung und weitere Informationen
Tel.: +49 5952 / 93 25 25
schloss@clemenswerth.de